Das Leben für und mit Frauen über 50

"Für was sind Frauen ab 50 überhaupt noch gut?" hat Mia Brummer auf ihrem Blog gefragt und damit zu einer Blogparade aufgerufen. Wie einige spannende andere Frauen auch, fühle ich mich angesprochen und trage gerne auch meinen Teil dazu bei.

Gehört es doch auch zu meinem Thema, dem Beckenboden. Ein ganz wichtiger Teil des Körpers gerade jenseits der 50.

Dank Jasmin von Happiemotion und ihre Gedanken dazu bin ich auf die bewußt etwas provozierende Frage aufmerksam geworden und dachte auch erstmal, das ist ein easy Thema. 

Doch so spannend und wichtig es ist, so fordert es mich heraus und macht mich nachdenklich. Gleichzeitig wirbeln viele Erinnerungen und Empfindungen durch meinen Kopf.

Und wie das so ist, beschäftigst du dich mit etwas, dann siehst und hörst du plötzlich lauter Dinge, Bemerkungen, Zitate und ähnliches, die wie die Faust aufs Auge passen.

So dann also auch heute Morgen mein Einstieg in den Tag:

Es muß endlich normal werden, 

dass man die große Liebe vielleicht mit 40 findet

oder mit 30 neue Träume hat.

Es muß normal werden,

das man sich mit 50 nochmal neu  entdecken darf.

Das Leben endet nicht mit 25!

Laßt uns aufhören, so zu tun,

als würde es das!

Gedankenretter auf Instagram

Schon dieser Sinnspruch ist für mich genau die Antwort auf die obige Frage. Und so komm ich ins Denken und Erinnern. 

So wie ich die Frauen, mit denen ich arbeite, auch zu ihrer Mutter frage, denke ich darüber nach, wie es bei meiner Mutter war. Und dann fällt mir ihr 50. Geburtstag ein und wie sie ihn gefeiert hat. Unspektakulär im kleinsten Kreis und geruhsam mit Freude am Sein.

Ich war 1993 schon fast 7 Jahre in Berlin und bin für diesen Tag extra zu ihr nach Frankfurt (Main) gefahren, damit wir ihn gemeinsam verbringen konnten. Meine Mutter war zu dieser Zeit eine der wichtigsten Personen in meinem Leben, auch wenn sie sehr schwierig war. Für viele Bereiche die Wegweiserin meines Lebens - damals und heute. Und so möchte ich ihr hier einmal Danke sagen.

Sie war eine untypische Frau für ihre Zeit, genau wie mein Vater als Mann. Ihrer Generation sehr weit voraus. Sie ging in ihrem Leben und meiner Erziehung ihren eigenen Weg und mußte zeitweise die Haupternährerin unserer Familie sein, mein Vater der Hausmann. In den 1970er & 1980ern eine eher ungewöhnliche Aufteilung und von beiden keine geliebte Rolle, aber zu der jeweiligen Zeit notwendig und auch bereichernd - für uns alle.

Auch optisch entsprach sie nicht der Vorstellung ihrer Zeit, sowohl in jüngeren Jahren als auch mit über 50 und das blieb bis zu ihrem Tod so. Sie trug überwiegend Hosen und lockere Oberteile. Kleider und Röcke habe ich nur selten an ihr gesehen.

An den damals typischen Frauendingen - Kochen, Backen, Handarbeiten - fand sie keinen Gefallen. Das hab ich von meinem Vater gelernt. Er kam aus einer sehr großen Familie, wo alle alles lernen mußten.

Meine Mutter orientierte sich mit 50+ beruflich nochmal neu. Gab ihre anerkannte, sichere und erfolgreiche Position als leitende Krankenschwester in einer etablierten Klinik mit einem sie sehr unterstützenden Chefarzt auf und machte sich nach bestandener Heilpraktikerprüfung kurz darauf mit einer eigenen Praxis für Psychotherapie selbständig.

Sie wollte ihr Leben nochmal gestalten, nach ihren Wünschen und Vorstellungen. Hat sie auch hinbekommen und es genoßen.

Bis zu ihrem Tod (1999) arbeitete sie dort mit viel Wissen und Liebe zu ihrer Tätigkeit und ihren Patienten.

Die Frage von Mia setzt nicht nur bei mir, wie ich bei den anderen gelesen habe, viel in Gang.

Wenn ich vergleiche, wie meine Mutter ihr Leben gelebt und gestaltet hat, habe ich viele Dinge übernommen. Aber auch einiges anders gemacht. 

Mit 44 habe ich mich nach 15 Jahren Ehe und 16 Jahren Beziehung getrennt - ähnlich wie meine Mutter.

Meine Kinder weitestgehend alleine zu liebenswerten Menschen erzogen.

Meine Arbeit und mein Business geliebt und vorangetrieben; auch ähnlich wie sie.

Bin jetzt dabei, mich nochmal beruflich neu zu erfinden. Online mit Wissen und Lernen und viel Engagement. Mit dem Ziel, nochmal erfolgreich etwas aufzubauen, von und mit dem ich gut und gerne leben kann, die hoffentlich noch vielen Jahre, die mir noch bevorstehen.

Aber nicht nur im Job bin bin ich gesprungen, sondern auch in der Beziehung. Ich lebe seit 11 Jahren mit der für mich wunderbarsten Person zusammen, die mir all das gibt, was ich mir in und von Beziehung immer gewünscht habe. Und schaue mit Zuversicht in die gemeinsame Zukunft.

Und veranlaßt durch die gesundheitlichen Situationen meiner Eltern sorge ich auch hier für mich. Ich bin sportlicher denn je, beweglich und agil. Auch meine optische Erscheinung trifft meine Vorstellung von mir immer mehr. Ohne Kampf und Krampf. Im Gegenteil! Ich esse so viel und lustvoll wie selten vorher. 

Auch für mein Gesicht tue ich einiges, um es fit zu halten (faceyoga.cc). Neu und ungewöhnlich, aber hilfreich und schön.

Auch die Wahl meiner Kleidung ist anders als bei vielen anderen meiner Altersgruppe. Ich bleibe mir und meinem Stil treu und ziehe an, was mir gefällt. Auch wenn manche denken, dass das zu jugendlich, zu bunt oder sonst was ist. Mir gefällt´s und das ist, was zählt. Die Freude und die Lust am Leben. Es gab und gibt genug, das ich so nehmen muß, wie es kommt. Da kann ich hierbei mal aus der Reihe tanzen. ;-)

Durch meine Kinder lerne ich immernoch dazu.

Ich möchte mein neues Business weiter voranbringen und sichtbarer werden. Durch meine Kinder, die wie alle in ihrem Alter, viel mit Computer und der entsprechenden Technik zu tun haben, bekomme ich immer wieder Impulse, die mich unterstützen. 

Mein Großer hatte früher einen YouTube-Kanal und war damit ziemlich erfolgreich, ohne Angst vor der Sichtbarkeit. Jetzt ist er beim Radio und zeigt mir jeden Morgen von 6 - 10 Uhr in seiner Frühsendung, wie es laufen kann und Freude macht.

Der Jüngere hat seine Ausbildung im Handwerk gemacht und auch er bringt mir auf seine Art immer wieder Dinge bei, die heute für die Jugend ganz selbstverständlich sind. So hilft er mir dabei, meine Angst vor der Sichtbarkeit zu besiegen.

Aber sie lernen eben auch durch mich.

Wie Frauen ab 50 sein können und sind. Dass das Leben dann immer noch genug zu bieten hat und wir auch in dieser Lebensphase Wünsche haben, mit denen wir unser Leben gestalten können. 

Dass älter werden und älter sein nichts schlimmes ist, sondern dazu gehört und Spaß machen kann. 

Und genauso auch, dass der Kontakt über alle Altersspannen wichtig und formend ist.

Das ist meine Art, das neue Erscheinungsbild der Frauen 50+ von heute mit zu formen. Und mein Jugendwunsch, unabhängig von Zuhause zu arbeiten, wird greifbar. Alles durch die neuen Möglichkeiten in diesen Zeiten. Wunderbar!

Ich komme meinem Ziel also näher, mein Wissen zum Beckenboden verständlich, einfach und unterhaltsam weiterzugeben, ohne das übliche Drumherum mit einplanen zu müssen. Einfach von Zuhause aus in die Online-Welt. 

Mit Blick auf das, was Frauen in den Generationen vor uns schon auf den Weg gebracht haben und was zumindest mir als Vorbild dient, hat sich das Bild der Frau auch und besonders ab 50 in unserer Gesellschaft extrem verändert. Da ist noch Luft nach oben, keine Frage. Aber es gibt uns die Möglichkeit und Aufgabe, unser Leben gerade über 50 nach eigenem Bedürfnis und Wunsch zu gestalten. 

Ich finde, wir ab 50 helfen, das Bild der Frauen in unserer Gesellschaft neu zu malen und zu festigen. Den weiblichen Blick mit Lebenserfahrung zu nutzen, um an einer besseren Gemeinschaft zu arbeiten.

Die Zeit ab 50 gibt mir nochmal viel mehr als die Zeit vor 20. Denn die 30 Jahre dazwischen haben mir das gegeben, was mir keiner nehmen kann. Das hilft mir, mein Leben zu genießen und den Jüngeren zu zeigen, dass das Leben nicht mit 25 zu Ende ist und auch in den älteren Jahren noch ganz viel Potential hat. :-)